05 Feb Emmerich setzt lautstarkes Zeichen gegen rechte Tendenzen
Emmerich (NRZ). Rund 2000 Menschen folgten dem Aufruf des Bündnisses Emmerich Demokratisch Vielseitig. So lief die Stunde für die Demokratie am Sonntag.
Laut werden gegen Rechtsextremismus – das kann Emmerich. Und wie! Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Rasseln demonstrierten 2000 Emmericher, so schätzen die Organisatoren, am Sonntagvormittag für die Demokratie. Kein zufällig gewählter Zeitpunkt: Denn zur selben Zeit hielt die hiesige AfD ihren Neujahrsempfang in einem Lokal in der Innenstadt ab.
Wo genau, war vorerst unklar. Umso besser, dass der Krach durch die ganze Stadt hallte. Nachdem in letzter Zeit viel Lärm von rechts kam, war es immerhin nur fair, das Blatt zu wenden. Am Geistmarkt versammelten sich trotz zunächst regnerischen Wetters Menschen als angemeldet. „Wir sind beeindruckt, damit hätten wir nicht gerechnet“, so eine stolze Andrea Schaffeld (SPD) vom Bündnises Emmerich Demokratisch Vielseitig. Sie organisierte gemeinsam mit den anderen demokratischen Parteien der Stadt die Aktion.
Kreative Schilder und Utensilien
Vom Rathausvorplatz zogen die Bürger protestierend über die Rheinpromenade, um durch die Kaßstraße wieder zum Ankerpunkt zu gelangen. Rasselnd schüttelten sie die Leute wach, verströmten durch die Öffnung ihrer Trillerpfeifen genauso viel heiße Luft wie die rechten Politiker. Nicht nur bei ihren krachmachenden Utensielien bewiesen die Demonstrierenden Kreativität. „EkelhAFD“ oder „Null Toleranz für Nazis“ ragten Sprüche auf bunten Plakaten in den grauen Himmel. Andere pinselten gleich einen ganzen Dialog auf ihr Schild. „Bist du bei der AfD?“, fragte die eine Sprechblase. „Nein, bei Verstand“, antwortet die andere.
Zwischendrin wehten große Regenbogenfahnen durch den Wind, getragen unter anderem von Vereinsvertretern des Karnevals. Ob in Konfetti oder Regenbogen, die Emmericher machten es Sonntagvormittag mehr als deutlich: Auf der Farbpalette ist kein Platz für Braun. Diese Meinung trugen sowohl Jung als Alt auf die Straße. Ein Querschnitt der gesamten Gesellschaft stand im Herzen Emmerichs, neben dem steinernem Symbol des Eimers, auf.
„Schweigen ist keine Option“
Dass mehr als 2000 Bürger Initiative für bunte Viel- statt braune Einfalt ergriffen, freute besonders das Oberhaupt der Stadt. „Schweigen ist keine Option und diese Demonstration darf keine Momentaufnahme bleiben“, ergriff Bürgermeister Peter Hinze das Wort. Vielmehr sei es an der Zeit, stetig sowie aktiv Flagge zu zeigen. „Lasst uns gemeinsam gegen rechte Hetze kämpfen, denn unsere Zukunft hängt von unserem Widerstand ab“, löste Hinze einen Wall an Jubelrufen aus.
Schließlich sei der Hass von rechts in der Lage, die Gesellschaft gefährlich zu destabilisieren. Noch sei die Erde aber locker genug, um Widerstand wachsen zu lassen. Hinze richtete daher seinen letzten Appell an die Masse: „Die braune Saat wird nicht aufgehen, wenn wir deutlich machen, dass wir alle dafür kämpfen, dass unsere Demokratie beschützt und bewahrt wird.“
Daumen hoch am Wegesrand
Ein Blick auf die Uhr war nach seiner Ansprache nicht nötig. So oder so, wie einige Plakate verdeutlichten, ist es aktuell fünf vor 33. Manfred Mölders (SPD) schaute kopfschüttelnd dem tickenden Zeiger entgegen: „Wir sind näher an 1933 als 1932.“ Jene Erkenntnis motivierte den langen Demozug, die Straßen der Heimatstadt mit Aktivismus zu pflastern.
Friedlich, aber doch unüberhörbar laut, schritten sie der Bewahrung von Demokratie und Toleranz entgegen. Die Rheinpromenade von Anfang bis Ende durchgängig mit Bürgern besetzt, traten auch einige Anwohner auf ihren Balkon. Nickend schauten sie auf die langen Banner. „Daumen hoch“ gab es in Richtung einer Gruppe, die Häufchen auf dem Kopf trug. Dazu das Plakat: „Braun ist Kacke.“
Deutliches Zeichen gesetzt
Danach ging es über den Parkring durch die Gassen der Kaßstraße. Immer wieder blieben Passanten stehen, machten ein Foto. Bei der unfassbaren Länge des Zuges passte da aber nur ein ganz kleiner Teil drauf. Ob über ihre geschriebenen Statements, bunten Fahnen oder trällernden Instrumente: Emmericher standen für Menschenrechte statt rechte Menschen ein.