Riesiger Leerstand im Rheincenter – aber nur die CDU hat eine Idee

Emmerich (RP). Bald ist Rewe raus aus dem Rheincenter. Dann gibt es dort einen riesigen Leerstand. Die CDU hat eine Lösung. Doch die Parteien zögern. Auch die Stadtverwaltung hat keine Eile. Center-Inhaber Wessels sagt: „Wir sollten miteinander reden.“

In weniger als drei Wochen ist der Rewe-Markt im Rheincenter Geschichte. Wie berichtet, gibt die Kette ihren Standort auf. Was bleibt, ist ein Leerstand von 3400 Quadratmetern. Hinzu kommen weitere Einheiten, in denen sich bereits seit längerer Zeit kein Geschäft mehr befindet.

Eine Nachfolgelösung für das Erdgeschoss im Center hat die Wessels-Gruppe in den benachbarten Niederlanden, die das Center gebaut hat, nicht gefunden. Das hat das Unternehmen Vertretern der CDU gesagt, die sich mit der Geschäftsleitung vor einigen Wochen getroffen haben. Das Center sei „abgängig“ und sanierungsbedürftig, so das Fazit.

„Wenn sich da keine Lösung findet, wird das Erdgeschoss aufgegeben. Dann folgt der Niedergang“, fürchtet Albert Jansen. Der CDU-Ratsherr ist Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung. Gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Tim Krebber und CDU-Ratsherr Sven Westhoff (Vorsitzender vom CDU-Ortsverband Emmerich-Stadt) hat er den Kontakt zur Wessels-Gruppe aufgenommen. Das Trio hat eine Idee, die das Center retten könnte und hat damit die anderen Parteien und die Verwaltung überrascht. Sie alle wussten von den Gesprächen nichts.

Die Idee: In das Erdgeschoss vom Rheincenter mit einer (bald leer stehenden) Fläche von 3400 Quadratmetern soll ein Bürgerservice der Stadtverwaltung einziehen. Dieses Bürgercenter soll bestehen aus der Stadtbücherei, dem Bürgerbüro und dem Theaterbüro. „Service der verschiedensten Bereiche für die Bürger an einer Stelle“, so Albert Jansen. Im Obergeschoss des Centers, wo sich früher das Kino befand, soll es ebenfalls eine städtische Nutzung geben. Dort stehen 650 Quadratmeter zur Verfügung. Da könnte der Ratssaal hinein, der sich im Rathaus befindet und zu klein geworden ist.

Zustande kommen könnte die Lösung, weil Wessels an einer langfristigen Lösung interessiert ist, so das CDU-Trio. Als Anreiz könnte zudem ein Geschäft zwischen Stadt und Wessels wirken. Die Stadt möchte gerne das Steintor-Center (17.000 Quadratmeter) kaufen. Nun könnte die Stadt als Mieter ins Center gehen und ein weiteres Pfund in die Verhandlungen einbringen. Die Wessels-Gruppe ist an der alten Post interessiert und will dort Wohnungen bauen. Das Gebäude gehört der Stadt.

Doch die anderen Parteien sind weniger begeistert, warten erst einmal ab. Die Grünen lehnen die Idee komplett ab, die SPD sieht erst einmal die Eigentümer am Zug, um Leben ins Center zu bringen. Die BGE möchte, dass sich Experten mit der Sache beschäftigen.

Auch die Verwaltung ist skeptisch, spricht von „abstraktem Charakter“. Es sei wenig greifbar und es fehle eine Entscheidungsgrundlage, heißt es in der Vorlage zur nächsten Ratssitzung. Erst wenn grundsätzlich klar sei, dass „so ein rigoroser Wandel in der Stadtentwicklung“ – nämlich auch die Aufgabe der heutigen 1a-Handelslage Kaßstraße – gewollt sei, dann könne man Gutachter mit konkretisierten Fragen betrauen. Aktuell sieht sich die Verwaltung nur in der Lage, dies anzureißen. Noch sei etwa der Raumbedarf nach der veränderten Lage seit der Pandemie, die Homeoffice ermöglichte, nicht abschließend bewertet. Bisher sei es auch Ziel gewesen, weitere Verwaltungseinheiten immer in der Nähe des Rathauses anzusiedeln; entsprechende Optionen hat sich die Verwaltung gesichert.

Der Chef der Wessels-Gruppe, Arien Wessels, hofft auf Gespräche mit der Stadt. Bislang hat sich noch niemand bei ihm gemeldet. Doch klar ist für ihn: Am Center muss etwas geschehen, auch weil durch das Neumarkt-Center eine starke Konkurrenz erwachsen sei. (Siehe Info-box).

Die CDU-Idee wird diskutiert in der Ratssitzung am Dienstag, 12. März, 18 Uhr, in der öffentlichen Sitzung in der Aula der Gesamtschule.

Info-Box:
Was sagt die Wessels-Gruppe zu dem Thema?
Problem Neumarkt Arien Wessels macht gegenüber der Rheinischen Post deutlich, dass es einen Lebensmittler als Nachfolge von Rewe im Center nicht geben könne. „Wir haben auf dem Neumarkt jetzt den Edeka-Markt.“ Gespräche hat es zudem mit der Drogeriekette Rossmann gegeben, die in einem Teil des Centers hätte Mieter werden können. Doch Rossmann winkte ab. „Der dm-Markt gegenüber hat eine sehr gute Lage. Da würde niemand in einen zweiten Drogeriemarkt tief im Center gehen“, so Wessels.

Gespräche wichtig Er findet die Idee mit dem Bürgerservice daher gut. „Wenn die Stadt nicht alle Flächen braucht, kann ein Teil ja auch anderweitig vermietet werden“, sagt Wessels. Er möchte auf jeden Fall mit der Stadt Emmerich ins Gespräch kommen. Doch bis auf die CDU habe noch niemand Kontakt aufgenommen.

Dabei sei die Ausgangslage gut. „Rewe hat noch einen Mietvertrag bis Ende des Jahres. Dann ist die Fläche frei.“

Heicks & Teutenberg Der Bäcker aus Kleve im Center sei Untermieter von Rewe. Es gebe derzeit Gespräche zwischen Wessels und ihm, heißt es. Möglich sei auch ein anderer Standort, zum Beispiel dort, wo sich früher das „Terrasana“ befunden hat.