2000 Menschen bei Demo gegen Rechtsextremismus in Emmerich

Emmerich (NRZ). 2000 Menschen haben am Sonntag gegen Rechtsradikalismus und die AfD demonstriert. Parallel fand der Neujahrsempfang der AfD in der Gaststätte „Linie 19“ statt. Dort fanden sich zehn Personen ein.

Das Wetter lud am Sonntag morgen nicht gerade zu einem Aufenthalt im Freien ein. Dennoch: Gegen 11 Uhr füllte sich der Platz vor dem Rathaus in Emmerich mehr und mehr. Am Ende der Demonstration sprach Mitveranstalterin Andrea Schaffeld (SPD) davon, dass geschätzt 2000 Menschen demonstriert hätten. Die Veranstalter hatten im Vorfeld mit 1000 Teilnehmern gerechnet.

Organisator der Demonstration war das Emmericher Bündnis „Emmerich.Demokratisch.Vielseitig“.

Dahinter stehen CDU, SPD, Grüne, FDP und BGE. Sie alle sind im Rat vertreten. In die Vorbereitungen nicht eingebunden waren die Freien Wähler. Sie beklagten sich nach Bekanntgabe des Termins darüber und nahmen am Sonntag ebenfalls an der Demonstration teil.

Die AfD waren bei der Demonstration nicht dabei. Der Grund ist einfach: Auch gegen sie richtete sich der Protest. Im Emmericher Rat arbeiten die politischen Parteien nicht mit ihrem Vertreter Christoph Kukulies zusammen. Anträge werden nicht diskutiert, Verabredungen gibt es keine. Kukulies ist in Emmerich Vorsitzender des AfD-Stadtverbandes, der nach eigenen Angaben über rund 20 Mitglieder verfügt.

Das Motto der Demo lautet „Eine Stunde für die Demokratie“.

Entsprechend appellierte Bürgermeister Peter Hinze zu Beginn der Veranstaltung an die Anwesenden, Widerstand zu leisten gegen Intoleranz und Hass. „Die braune Saat wird nicht aufgehen“, sagte er unter dem Jubel der Demonstranten.

Nach ihm richteten die Vertreter der veranstaltetenden Parteien der Reihe nach ein kurzes Wort an die Menschen. Christopher Papendorf (BGE), einer der Hauptverantwortlichen der Veranstaltung sagte: „Wir sagen Nein zu Faschismus und Nein zur AfD.“

Danach setzte sich der Zug über die Fährstraße in Richtung Promenade in Bewegung. Am Parkring zog der Zug dann über die Innenstadt zurück zum Rathaus. Dort sprachen noch Pastor Bernd de Baey von der Christophorusgemeinde und der CDU-Landtagsabgeordnete Günther Bergmann.

Eindringlich waren die Worte von de Baey: „In den 30er Jahren ging es den Nationalsozialsten darum zu zeigen, dass ihnen in Deutschland die Straße gehört. Heute haben wir gezeigt, dass der Demokratie die Straße gehört.“

Bergmann dankte den vielen Ordnern, die für einen reibungslosen Ablauf der Demonstration sorgten. Er dankte auch der Polizei für ihre Arbeit, was die Demonstranten mit viel Applaus quittierten. Mit Blick auf die hohe Zahl der Teilnehmer sagte er in Richtung Bürgermeister Hinze: „Peter, du kannst stolz sein auf Emmerich.“

Parallel zur Demonstration traf sich der Stadtverband der AfD in der Gaststätte „Linie 19“ am Löwentor zum Neujahrsempfang. Den Versammlungsort hatte die Partei erst kurz zuvor öffentlich mitgeteilt.

Zehn Personen waren im kleinen Saal der Gaststätte anwesend. „Es hatten sich mehr angemeldet, doch einige sind nicht gekommen, weil sie wegen der Demonstration in Sorge waren“, so Stadtverbandschef Christoph Kukulies. Aus Furcht waren in der Gaststätte zur Straße hin sogar die Rollläden heruntergelassen worden, so dass von außen niemand sehen konnte, dass sich hier die AfD traf.

Der Demonstrationszug kam allerdings nicht in die Nähe des Empfangs. Es war auch kein Vorbeizug an der Gaststätte geplant.

Gewalttätiges Verhalten war von den Demonstranten in Emmerich ohnehin nicht zu befürchten. Bei den Teilnehmern handelte es sich um keine politischen Extremisten, sondern um Menschen, die man am besten als bürgerliche Mitte bezeichnen könnte. Die Demonstration war friedlich, die Menschen freundlich zueinander. Alle Altersgruppen waren vertreten. Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten eine Reihe von Demonstranten auf den Protestzug aufmerksam.

Gast der AfD auf ihrem Neujahrsempfang war Sven Tritschler. Er war von Mai 2015 bis Februar 2018 Bundesvorsitzender der Jungen Alternative für Deutschland (JA) und ist stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion im NRW-Landtag.

Der NRW-Verfassungsschutz hat die Junge Alternative Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr als Verdachtsfall eingestuft. Bei der JA NRW sowie ihren regionalen Teilorganisationen lägen tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht vor, dass diese Bestrebungen verfolgten, die sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung richten.