Interview Matthias Reintjes : „Ich sehe eine moderne Schule“

  (RP) Ist ein Umbau der Gesamtschule am Grollscher Weg notwendig? Die Debatte darüber hat bereits die Politik erreicht. Bislang hat sich öffentlich dazu die CDU nicht geäußert. Was will ihr Fraktionschef und Kandidat für das Amt des Bürgermeisters, Matthias Reintjes?

 

In der Corona-Krise fürchten viele einen finanziellen Schaden für Emmerich. Sie haben vorgeschlagen, dass jetzt erst einmal die Politik nachdenkt, welche Projekte gestoppt oder geschoben werden können. Gehört für Sie der Gesamtschul-Standort Grollscher Weg dazu?

 

MATTHIAS REINTJES Der deutsche Städtetag rechnet aktuell mit beispiellosen Einbußen bei den kommunalen Steuereinnahmen für dieses Jahr. Aktuell fahren alle auf Sicht. Daher hat die CDU ein Moratorium für alle finanzwirksame Maßnahmen bis Ende des Jahres vorgeschlagen. Wir wollen erst einmal innehalten und gucken, wie sich der Haushalt dann darstellt. Das ist für mich eine seriöse Politik, um Haushaltssperren und Steuererhöhungen zu vermeiden. Auch bedeutet ein Moratorium nur, dass wir erst mal ein halbes Jahr teure Maßnahmen schieben und die Situation beobachten. Das kann jeder verkraften. Übrigens, der Neubau am Brink geht natürlich in vollem Tempo weiter.

 

REINTJES Wir haben in einer der größten Krisen dieses Landes ein Moratorium für Ausgaben gefordert und die Gesamtschule gar nicht benannt. Die CDU hat sich zu dem Thema in den letzten Wochen überhaupt nicht geäußert, denn für uns ist seit dem Grundsatzbeschluss für eine Gesamtschule vor vielen Jahren klar, dass wir voll hinter der Schule stehen. Wir haben alle Beschlüsse für die bis heute getätigten Investitionen mitgetragen und unterstützt. Hier sprechen wir immerhin von 23 Millionen Euro! Die SPD agiert in der Angelegenheit scheinheilig. Es drängt sich fast der Eindruck auf, als wolle sie das Thema bewusst hochkochen. Das ist schofelig und lenkt von den wirklich wichtigen Fragen, welche die Schulen, Schüler und Eltern in Emmerich betreffen, ab.

 

Welche wichtigen Fragen wären das?

 

REINTJES Zum Beispiel: Wie steigern wir die Attraktivität der Gesamtschule und aller anderen Schulen in Emmerich? Wie machen wir die Schulen und Schüler fit für die digitale Zukunft? Wie gehen wir in der Coronakrise, die uns noch länger beschäftigen wird, mit dem Thema digitales Lernen um? Wir sollten über Laptops oder IPads für die Schüler, Glasfaseranschlüsse für die Schulen und digitale Lernportale sprechen – das sind die wichtigen Zukunftsfragen, die mich und die CDU aktuell umtreiben. Die SPD will ein Revival alter bildungspolitischer Grabenkämpfe.

 

Klartext – gibt es nun eine politische Mehrheit für einen Baustopp? Die BGE hat sich klar dagegen ausgesprochen.

 

REINTJES Nein, einen Baustopp hat niemand gefordert; auch ist das aktuell der falsche Zeitpunkt und der falsche Begriff, denn man befindet sich in der Planungsphase. Wenn die Planungen abgeschlossen sind müssen dem Rat belastbare Pläne, Zahlen und Fakten vorgelegt werden. Vor dem Hintergrund und der dann aktuellen Situation und den dann vorliegenden Schülerzahlen muss der Rat entscheiden.

 

41 Jugendliche bilden nach dem Sommer die Oberstufe der Gesamtschule. Prognostiziert war deutlich mehr. Welche Gründe sehen Sie dafür?

 

REINTJES Fakt ist, dass die Prognose nicht eingetreten ist. Hier sind zuerst einmal die Schulverwaltung und dann auch die Experten, welche die Prognosen erstellt haben, gefragt die Gründe zu benennen. Ich wünsche mir belastbare und objektive Zahlen und eine fundierte Prognose für die kommenden Jahre mit einer fairen Analyse ohne Ideologie und politische Grabenkämpfe. Nur so wird man der Sache gerecht,  und nur so kann man Ziele und Verbesserungsvorschläge entwickeln.

 

Wo sehen Sie die Emmericher Gesamtschule in fünf Jahren?

 

REINTJES Ich sehe eine moderne, lebendige und hoffentlich auch digital gut aufgestellte Schule im Zentrum unserer Stadt.