Polit-Prominenz in Emmerich : Unruhiger Termin für den Minister

 

Emmerich (RP) Jens Spahn besuchte am Freitag das Willibrord-Spital und sprach auf dem Geistmarkt. Eine Gruppe von Demonstranten machte lautstark auf sich aufmerksam.

Etwas unruhig mit einigen lautstarken Zwischenrufen verlief der Besuch von Gesundheitsminister Jens Spahn in Emmerich. Der Minister ließ sich davon nicht beeindrucken, beantwortete die Fragen der Bürger souverän und wurde mit Applaus verabschiedet.

Matthias Reintjes, Bürgermeisterkandidat der CDU, kennt Jens Spahn bereits aus JU-Zeiten. „Letztes Jahr traf ich ihn auf dem Bundesparteitag in Leipzig wieder und er versprach, mich im Kommunalwahlkampf zu unterstützen“, erzählt Reintjes. Das Versprechen erfüllte der Bundesminister am Freitag, als er zunächst das St. Willibrord-Spital besuchte und danach sich dem Dialog mit den Bürgern auf dem Geistmarkt stellte.

Stefan Sühling, Vorsitzender des Aufsichtsrates von pro homine, begrüßte Jens Spahn. „Stefan war mein Präses, als ich im BDKJ aktiv war“, erzählte der CDU-Politiker. Besucher und Mitarbeiter des Krankenhauses standen vor dem Eingang auf extra markierten Abstandspunkten und trugen Masken.

„Das zeigt: Wir sind noch mitten in der Pandemie. Aber alles in allem sind wir bisher gut durchgekommen“, so Spahn. „Wir haben viel erreicht, weil wir ein robustes, stabiles Gesundheitssystem mit Ärzten, Pflegekräften, Beschäftigten in Laboren und Mitarbeitern haben, die das Gesicht dieses Gesundheitswesens sind.“

Den Applaus, den sie bekommen haben, sei zwar eine Wertschätzung, aber ihm sei klar, dass das nicht genüge. Deshalb setze er sich dafür ein, die Attraktivität der Pflegeberufe zu erhöhen, eine bessere Ausbildungsvergütung zu bekommen, aber auch die Personalbemessung gerechter zu gestalten.

Warum denn einige Prämien bekommen und andere nicht, fragte eine Mitarbeiterin. Sogar Sekretärinnen und Gärtner sollen Prämienanteile bekommen haben, obwohl sie nicht am Patienten arbeiten. Dazu sagte Spahn: „Vertreter von Krankenhäusern und Krankenkassen stellen zurzeit ein Konzept auf. Wir wollen die Prämien möglichst zielgerichtet und mit einer hohen Akzeptanz verteilen.“ Das Konzept werde in den nächsten Tagen auf den Tisch liegen. Noch wichtiger sei es aber, daran zu arbeiten, dass es bessere Perspektiven für die Gesundheitsberufe gebe.

Eine Mitarbeiterin, seit 35 Jahren im Pflegeberuf, fragte: „Warum werden sämtliche Reiserückkehrer getestet auf Kosten der Steuerzahler und wir nicht?“ Testmaterial sei leider nicht unendlich, so der Minister. Zurzeit teste man Urlauber, um andere zu schützen. Nach der Urlaubszeit werde man wieder stärker auf die präventive Testung übergehen.

Eine andere Mitarbeiterin lud Spahn ein, im Krankenhaus mal einen Dienst mitzumachen, um zu erfahren, wie es mit den Personaluntergrenzen aussehe. Außerdem habe sie immer wieder erlebt, dass die Gefahr einer Schließung des Krankenhauses bestehe. „Es geht darum, vernetzt regional Strukturen zu schaffen, wo nicht jeder alles macht: eine gute Grundversorgung und Spezialisierungen in bestimmten Bereichen. Und es geht um Qualität.“

Mit Applaus wurde der Minister verabschiedet, bevor er zum Geistmarkt ging. Eine junge Frau – ohne Maske – buhte den Minister aus. „Freiheit heißt nicht, dass ich machen kann, was ich will. Freiheit heißt, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Spahn. Er wisse, dass das zu Einschränkungen, Verzicht und Härten geführt habe. Der Minister verglich die Situation mit Spanien, wo trotz eines intensiven Lock-Downs die Coronazahlen wieder massiv steigen.

Mit Zwischenrufen wie „Alles Lügen“ und „Es gibt wichtigere Themen“ wurde der Minister unterbrochen. „Sie haben genug geredet, jetzt wollen wir diskutieren“, rief eine Frau, die ein Schild trug: Freiheit, Toleranz, Dialog – Eltern steht auf!“ Ein Mann überreichte ihm das Buch „Virus Wahn“. Das habe er bereits vier Mal bekommen, so Spahn. Es sei wichtig, sich auch die Meinung der anderen anzuhören und nicht nur in seiner eigenen Facebook-Gruppe zu diskutieren.

Eine Krankenschwester, die Covid-19-Patienten betreue, sehe den Umgang mit dem Virus anders als ein Reiseveranstalter, dessen Existenz gefährdet ist, sagte er zu den Störenfrieden, stellte sich aber den Fragen der Anwesenden.

Der Abstrich beim PCR-Test zeige oft falsche Positiv-Ergebnisse, meinte eine Frau. Aktuell gebe es leider keinen besseren Test. Zurzeit werde ein Anti-Gen-Test entwickelt, der besser unterscheidet, ob jemand infektiös ist. „Sobald er da ist, kommt er zum Einsatz.“

Die Schutzmaske sei kein perfekter Schutz“, sagte eine Besucherin. Trotzdem sei es gut, dass die meisten der Bevölkerung die Maskenpflicht mittragen, so Spahn. Während eine Mutter es unmöglich fand, dass ihr Grundschulkind während des Unterrichts eine Maske tragen muss, sagte eine Gymnasiastin der Oberstufe: „Auch wenn wir es nicht mehr müssen, wir tragen Verantwortung und werden die Maske weiter tragen.“